Telenotarzt Niederrhein

Telenotarzt Region Niederrhein

Das Land NRW sieht seit dem Jahre 2018 die schrittweise landesweite Einführung eines Telenotarzt-Systems vor. 

Der Telenotarzt ist ein System, bei dem das bestehende Netz notärztlicher Versorgung um ein digitales Angebot ergänzt wird. Ziel ist es , die schnellstmögliche Betreuung der Patientinnen und Patienten weiter zu verbessern. 

Der Kreis Kleve ist Teil der Trägergemeinschaft „Telenotarzt Niederrhein“. Gemeinsam mit den Städten Duisburg, Krefeld und Mönchengladbach sowie den Kreisen Wesel und Viersen wird seit 2023 an der Einführung des Telenotarztsystems gearbeitet. 

„Der Telenotarzt ergänzt das gut funktionierende System des Rettungsdienstes und kann die Notfallversorgung im Einsatzfall durch die Nutzung modernster Technik weiter verbessern.“, sagt Landrat Gerwers. 

Am 22. Januar 2025 wurde die öffentlich-rechtliche Rahmenvereinbarung für das Projekt unterzeichnet.

Mit der zukünftigen Einrichtung der Telenotarzt-Zentrale am Niederrhein ist ein entscheidender Schritt hin zu einer rund um die Uhr gewährleisteten medizinischen Unterstützung für über zwei Millionen Einwohner getan. Dies bedeutet nicht nur eine flächendeckende und kontinuierliche Verfügbarkeit von ärztlicher Expertise, sondern auch eine deutliche Entlastung der physischen Notärztinnen und Notärzte und eine verbesserte Reaktionsfähigkeit im gesamten Versorgungsgebiet.

Was ist ein Telenotarzt?

Mit dem Telenotarzt-System kann der Rettungsdienst am Einsatzort eine erfahrene Notärztin oder einen erfahrenen Notarzt digital konsultieren. Unterschieden wird zwischen drei Einsatzspektren:

Bei „Primäreinsätzen“ alarmiert das Rettungsdienstpersonal an der Einsatzstelle vor Ort den Telenotarzt in der Zentrale. Durch Echtzeit-Vitaldatenübertragung, telefonischen Kontakt mit dem Rettungsdienstpersonal und auch durch Videoübertragung werden Informationen über den Zustand des Patienten übertragen. So kann der Telenotarzt bei der Absicherung der Diagnostik unterstützen und Therapiemaßnahmen (wie z.B. Medikamentengaben) initiieren oder begleiten ohne physisch vor Ort zu sein. 

Bei „unterstützenden und überbrückenden Einsätzen“ gibt es verschiedene denkbare Einsatzmöglichkeiten des Telenotarzt-Systems. Für den Fall, dass das Rettungsdienstpersonal an der Einsatzstelle feststellt, dass zur weiteren Behandlung des Patienten ärztliches Personal vor Ort benötigt wird und nicht direkt von der Leitstelle mitalarmiert worden ist, kann der Telenotarzt die Zeit bis zum Eintreffen des physischen Notarztes überbrücken. Zudem kann er die Notärzte vor Ort, beispielsweise mit einer Zweitmeinung, unterstützen.

Das dritte Einsatzspektrum betrifft das „Verlegungsmanagement“. Wenn ein Krankenhaus ein Rettungsmittel für die Verlegung eines Patienten in ein anderes Krankenhaus bei der Leitstelle anfordert, ist dem anfordernden Klinikpersonal die personelle und materielle Ausstattung der zur Verfügung stehenden Fahrzeuge – Notarzteinsatzfahrzeug, Rettungswagen und Krankentransportwagen – häufig nicht ausreichend bekannt. So werden oft höherwertigere Fahrzeuge für einen Transport disponiert als tatsächlich notwendig wären. Das Telenotarzt-System sieht vor, dass bei Verlegungsanforderungen an die Leitstelle ein strukturiert-standardisiertes Gespräch zwischen Telenotarzt und Klinikarzt erfolgen kann, um die Wahl des geforderten Rettungsmittels zu prüfen.

Wo sitzt der Telenotarzt am Niederrhein?

Der Telenotarzt-Standort wird in der Leitstelle der Stadt Krefeld eingerichtet. 

Die Stadt Krefeld ist Kernträgerin des Projektes, da die dortige Klinikinfrastruktur gute Möglichkeiten zur Personalgewinnung eröffnet und die 2016 in Betrieb genommene integrierte Leitstelle technisch und räumlich beste Voraussetzungen für eine Telenotarzt-Zentrale bietet. Damit liegen neben dem Standortbetrieb unter anderem auch die Projektkoordination, Abrechnung und Dienstplanung, Verhandlungen mit den Kostenträgern, die Koordination von Öffentlichkeitsarbeit und Marketing zum Telenotarzt Niederrhein, Aus- und Fortbildung von Telenotärzten sowie Personalgewinnung und -verwaltung bei der Stadt Krefeld.

Vorangetrieben wird das Projekt gemeinschaftlich von allen Mitgliedern der Trägergemeinschaft.

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Woran wird zurzeit gearbeitet?

Alle Fahrzeuge der Rettungsdienste und die Telenotarzt-Zenrale in Krefeld müssen mit der passenden Technik ausgestattet werden. Aktuell wird festgestellt, welche Ausrüstung hierfür notwendig ist. Diese muss beschafft und bei allen Mitgliedern der Trägergemeinschaft installiert werden.  

Parallel beginnt die gezielte Personalgewinnung und Dienstplanung der Telenotärzte. Nach Aufbau der Telenotarzt-Zentrale kann der Probebetrieb beginnen. Dies bedeutet, dass die Telenotarzt-Zentrale in einem begrenzten zeitlichen Umfang besetzt wird und so das System unter Realbedingungen getestet wird. Läuft alles einwandfrei, geht die Telenotarzt-Bereitschaft nach und nach zu erweiterten Betriebszeiten und schließlich in den 24/7-Vollbetrieb über. 

Neben dem Standort in Krefeld wird die Einbeziehung weiterer Leitstellen der Trägergemeinschaft in das System diskutiert. Neben einer Redundanz für den Standort Krefeld könnten so auch möglichst kurzer Wege für die Telenotärzte zum Arbeitsplatz realisiert werden.

Wer kann als Telenotarzt arbeiten?

Den Zustand kranker oder verletzter Menschen aus der Ferne zu beurteilen und Einsatzkräften vor Ort in akuten Notfallsituationen ein verlässlicher und besonnener Begleiter zu sein, stellt hohe Ansprüche an Telenotärzte. Die Bezeichnung unterliegt deshalb strengen Vorgaben des Curriculums Telenotarzt der Bundesärztekammer (BÄK). 

Voraussetzungen für die Tätigkeit als Telenotarzt sind die Anerkennung als Facharzt sowie die Zusatzweiterbildung Notfallmedizin, mindestens zwei Jahre regelmäßige und andauernde Tätigkeit als Notarzt mit wenigstens 500 eigenständig absolvierten Notarzteinsätzen und Erfahrung in der eigenverantwortlichen Führung von Personen. Darauf aufbauend kann die Qualifikation zum Telenotarzt im Rahmen eines speziellen Lehrgangs erworben werden. 

 

Interessierte Notärztinnen und Notärzte wenden sich gerne an die Ärztliche Leitung Rettungsdienst, Frau Böhm (Tel. 02821 771 134, bianca.boehm@kreis-kleve.de).